geförderte Projekte

anders wachsen-Modellgemeinde - Bilanz 2021

Die christliche anders wachsen-Modellgemeinde will in der Praxis zeigen, dass Alternativen zu den herrschenden nicht nachhaltigen Lebensweisen möglich sind, von der Frömmigkeit über den Gemeindeaufbau bis zu den praktischen Lebensvollzügen. Umgesetzt wird dies derzeit in der Dresdner evangelischen Kirchgemeinde Johannes-Kreuz-Lukas. Seit September 2019 wird die Gemeinde auf ihrem Weg zu nachhaltigeren Lebensweisen von der Theologin und Projektleiterin Juliane Assmann begleitet. Angeboten werden unter anderem religiöse Veranstaltungen zum Thema Entschleunigung, Netzwerke alternativen Wirtschaftens, Bildungsprogramme zu Möglichkeiten solidarischen Lebens und Wirtschaftens sowie Ansätze nachhaltiger Beschaffung.

So wurde 2021 die Ausstellung „Damit die Saat aufgeht“ präsentiert, die christliche Glaubenssätze mit praktischen Herangehensweisen aus der heutigen Welt verknüpft. Einige davon hat „anders wachsen“ selbst umgesetzt: Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Initiative wurde nicht nur ein Inspirationstag gefeiert, sondern auch ein Grundeinkommen verlost. Die Gewinnerin wird nun durch das Jahr begleitet und ist regelmäßig im Podcast zu hören. Was ein Grundeinkommen mit dem christlichen Glauben zu tun hat, wird immer wieder im Gottesdienst in der Predigt reflektiert, so zuletzt in einer Predigtreihe zu Geld und Verteilung in der Bibel. Aber auch online sind diese Predigten zu finden.

Im Rahmen von Ideenwerkstätten konnten sich die Gemeindemitglieder und andere Bürger:innen des Stadtteils beteiligen und den Fragen nachgehen, wie Kirchgemeinden gerecht und nachhaltig leben können und welche Möglichkeiten bestehen, mit Geld umzugehen, die nicht auf Leistung und Produktivitätssteigerung basieren. „Ziel ist es“, so Juliane Assmann, „Hoffnungsort für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu werden und die christliche Verheißung vom Reich Gottes, von Frieden, Gerechtigkeit und Freude aus dem Heiligen Geist nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu verkünden. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown haben Türen für neue Ansätze aufgestoßen, wodurch ein Kairos für ‚anders wachsen‘–Fragen entstanden ist.“ Nicht alle Gemeindeglieder waren jedoch offen für so viel Neues. In den Gesprächsrunden in der ursprünglich am Projekt teilnehmenden Kirchgemeinde „Frieden und Hoffnung“ wurde kritisiert, dass die Kirchgemeinde schon vor dem Projekt "anders wachsen" einen beträchtlichen Teil ihrer Beschaffung nachhaltig umgestellt habe, so dass dieses überflüssig sei. Zuletzt sahen viele Gemeindemitglieder „anders wachsen“ so kritisch, dass die Projektleiterin entschied, sich auf die Kirchgemeinde "Johannes-Kreuz-Lukas" zu konzentrieren, in der mehr Gestaltungsraum vorhanden war.

In dieser Kirchgemeinde bestand eine der eingebrachten Ideen darin, neben den bereits aufgestellten FairTeiler zum Lebensmitteltausch auch einen Gabenschrank hinzustellen, in dem kleine Gegenstände weiterverschenkt werden können. Auf der Teilwand neben dem Kirchsaal können Menschen größere Gegenstände suchen oder verschenken, wie zuletzt ein Klavier.

Der Gemeindegarten, der von Kindergarteneltern eingerichtet wurde und weiterhin gepflegt wird, ist inzwischen Ausgangspunkt für weitere Gemeindeaktivitäten geworden. Die Gemeindepädagogin hat einen offenen Gartentreff sowie eine Entdeckerzeit für Kinder eingerichtet, um den Stadtteil zu erkunden und einander im lockeren Rahmen besser kennenzulernen. Diese Wiedervereinnahmung des nachbarschaftlichen Raums wird auch durch die Spaziergänge durch den „essbaren Stadtteil“ verstärkt: Hier werden Pflanzen gezeigt, die mitten in der Stadt wachsen und trotzdem essbar sind.

Derzeit arbeiten der Pfarrer und die Projektleiterin daran, die „anders wachsen“-Aktivitäten für den gesamten Stadtteil zu öffnen. Der Fokus soll nicht mehr nur auf der Kirchgemeinde liegen, sondern auf dem Gemeinwohl in der Johannstadt.