geförderte Projekte

Ein Jahr anders wachsen-Gemeinde

Die christlich anders wachsen-Modellgemeinde will in der Praxis zeigen, dass Alternativen zu den herrschenden nicht nachhaltigen Lebensweisen möglich sind, von der Frömmigkeit über den Gemeindeaufbau bis zu den praktischen Lebensvollzügen. Umgesetzt wird dies derzeit in den zwei Dresdner evangelischen Kirchgemeinden Frieden und Hoffnung sowie Johannes-Kreuz-Lukas. Seit September 2019 werden die zwei Gemeinden auf ihrem Weg zu nachhaltigeren Lebensweisen von der Theologin und Projektleiterin Juliane Assmann begleitet. Geplant sind unter anderem religiöse Angebote zur Entschleunigung, Ausbau der diakonischen Arbeit vor Ort, Beteiligung an Netzwerken alternativen Wirtschaftens, Bildungsangebote zu Möglichkeiten solidarischen Lebens und Wirtschaftens sowie Umstellung auf nachhaltige Beschaffung.

Nachdem zunächst der Fokus darauf gelegt wurde, das Konzept „anders wachsen“ in den Gemeinden bekannt zu machen, wurden im Folgenden gemeinsam mit den Mitgliedern konkrete Projektideen entwickelt. Dabei wurde zum Beispiel ein Lebensmitteltauschschrank, der FairTeiler, an einem Gemeindehaus installiert. Ein Teil der Birkenwiese vor der Hoffnungskirche wurde von einem Gemeindemitglied zu einem Bauerngarten in Permakultur umgewandelt. Gleich nebenan richtete die Solidarische Landwirtschaft vom Schellehof ein Verteildepot für den Stadtteil Dresden-Löbtau ein. Die Gemeinde Johannes-Kreuz-Lukas schaffte eine Generationenrikscha an, um nachhaltige und alternative Mobilität vorzuleben und anzubieten. Nach und nach wird die Beschaffung umgestellt, sodass Gemeindeblätter mit mineralölfreien Farben auf Recyclingpapier gedruckt werden können. Darüber hinaus wird Ökostrom bezogen. In der Gemeinde Johannes-Kreuz-Lukas ist die Installation einer Photovoltaik-Anlage geplant (In der Gemeinde Frieden und Hoffnung gibt es diese bereits seit über zehn Jahren.). Da Anfang 2020 im Zuge der Gemeindestrukturreform die ehemalige Johanneskirchgemeinde Dresden-Johannstadt-Striesen mit der Lukas- und Kreuzkirchgemeinde zu einer großen Innenstadtgemeinde mit mehr als 10 000 Gemeindegliedern zusammengefasst wurde, müssen jedoch erst gemeinsame Strukturen entwickelt werden, bevor umfangreiche Maßnahmen zu einer nachhaltigeren Beschaffung ergriffen werden können.

Ferner wurden in Gottesdiensten Lieferkettengesetze, Frauenrechte, die Schönheit der Schöpfung und die Abhängigkeit von fossilen Energien thematisiert. Zudem wurde mit der „Atempause“ eine Möglichkeit geschaffen, den Arbeitsalltag zu entschleunigen und sich auch unter der Woche im Gebet auf Gott und dessen Verheißungen auszurichten. Persönlicher Glaube und politisches Engagement trafen auch zusammen, als Mitglieder beider Gemeinden zusammen für das Klima streikten oder Gemeindefeste im Stadtteil gemeinsam mit anderen Akteur*innen für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit ausrichteten. Aufgrund der Strahlkraft der anders wachsen-Projekte haben sich auch in Nachbargemeinden Arbeitskreise zu Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit gebildet. Außerdem treten zunehmend nicht kirchliche Akteur*innen an die Gemeinden heran, um punktuell mit ihnen zusammenzuarbeiten.

In den nächsten Jahren wird im Rahmen von Ideenwerkstätten, an denen sich die Gemeindemitglieder und andere Bürger des Stadtteils beteiligen können, den Fragen nachgegangen, wie Kirchgemeinden gerecht und nachhaltig leben können und welche Möglichkeiten bestehen, mit Geld umzugehen, die nicht auf Leistung und Produktivitätssteigerung basieren. „Ziel ist es“, so Juliane Assmann, „Hoffnungsort für Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit zu werden und die christliche Verheißung vom Reich Gottes, von Frieden, Gerechtigkeit und Freude aus dem Heiligen Geist nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu verkünden. Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown haben Türen für neue Ansätze aufgestoßen, wodurch ein Kairos für ‚anders wachsen‘–Fragen entstanden ist. Wie nachhaltig diese Unterbrechung und das Aufbrechen im Denken unseres ‚normalen’ Konsums und Lebensstils sind, wird sich zeigen.“